Esther Bott

Schmuckdesignerin und Objektkünstlerin


„Keksblume“, Ringe 2008, Siliconkautschuk


„Netz-Armschmuck“ 2005 - 2008, Kunststoffobstnetz

Transformation des Alltäglichen

Die FORM ist es, von der Esther Bott ausgeht. Es handelt sich um Formen aus unserem Alltag, aus unserem alltäglichen Gebrauch. Diese Formen durchlaufen in unterschiedlichster Ausprägung einen Transformationsprozess. Sie finden sich in neuen Konstellationen zusammen, erfahren eine neue Materialität (Silikon, Latex) und werden sogar in einigen Fällen einem neuen Gebrauch zugeführt.

Die FARBE übernimmt in diesem Transformationsprozess einen wesentlichen Anteil. Sie entfremdet, sie konkurriert spannungsreich mit der Form, sie bereitet dem Betrachter aufgrund der heiteren Farbpalette vergnügliche Irritationen. Reihungen und Faltungen sind charakteristische Merkmale Ihrer Arbeiten - Ordnung und Klarheit sind ihre Leitprinzipien.

Doch um welche Formen handelt es sich? Manchmal können wir die Formen sofort zuordnen, in anderen Fällen erschließen sie sich erst auf den zweiten oder gar dritten Blick.

Die Künstlerin wählt nicht beliebig aus. Es sind hier keine naturgegebenen Formen. Es sind u.a. Verpackungen, die Esther Bott als Ausgangsthese ihrer Arbeiten verwendet. Diesen Verpackungen wohnen Kreativität, Produktivität und Einfallsreichtum bereits geleisteten ästhetischen Schaffens inne. Das ist es, was Esther Bott reizt und zu ihren Transformationen inspiriert. Wir essen eine Praline, die uns wohl behütet in einer Form zum Verzehr präsentiert wird. Doch was bleibt? Eine leere Hülle.

Wir nehmen die Ästhetik im ökonomischen Prozess nur noch als Kaufanreiz - als ästhetisches Versprechen auf ein Produkt wahr. Das Ästhetische hat sich in den Dienst der Ökonomie gestellt und wird bedeutungslos. Esther Bott greift nun zu dieser bedeutungslos gewordenen Form und entzieht sie der ökonomi- schen Banalität und gibt der ihr innewohnenden menschlichen Kreativität und Energie wieder Bedeutung.

Sie leistet damit ihren ganz eigenen Beitrag zur Kritik der Warenästhetik.


Andrea Felde, Kunstpädagogin

Vita


1964 In Frankfurt am Main geboren
1985 - 1989 Städelabendschule Frankfurt
1964 Goldschmiedelehre an der Zeichenakademie in Hanau
1990 - 1996 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
1992 Preisträgerin beim Gestaltungswettbewerb „Objekte und Schmuck aus Kunststoff“
1994 Ausstellungsbeteiligung in der Handwerksform Hannover
1996 Abschluss mit Diplom. Seitdem lebt und arbeit sie als Künstlerin in Frankfurt
1997 Ausstellungsbeteiligung „Wertsachen“ im Germanischen Nationalmuseum und im Goldschmiedehaus Hanau
Herbst 1997 Ausstellung „Alles Klar“ im Zeughaus Augsburg
1998 Ausstellung „ißwas“ in Nürnberg
seit 1999 Vertreten in verschiedenen Galerien im In- und Ausland. Ausstellung „Förderpreis 99“ Förderkreis Bildende Kunst Nürnberg e.V.
1999, 2000 „Grassimesse“ Leipzig
2000 Ausstellung „angerechnet“ in Frankfurt
2001 Ausstellung „Zucker“ Galerie OONA Berlin
2002 Ausstellung „5 Gramm Gold +“ Galerie Aurum/MAK Frankfurt
2003 Ausstellung „NEU“ im BBK Frankfurt
2003, 2004 „Triennale“ MAK Frankfurt / Museum of Arts and Design New York
2004 Ausstellung „Auf einen Blick“ Lokomotive Dreieich
2005 Ausstellung „Haut“ Galerie Aurum Frankfurt/M, „Grassimesse“ Leipzig
2006 Sonderschau „Schmuck“ Handwerksmesse München und im Museum of Arts and Design New York! Kunstobjekt Darmstadt
2007 KunstObject Darmstadt
seit 2008 Ausstellungen im in- und Ausland

„Flossenpralinen“, Brosche 2009, Siliconkautschuk



„Flaschenkopf“, Ringe 2002 - 2009, Siliconkautschuk



„Keksblumen“, Halsschmuck 2007, Siliconkautschuk



„Paprika“, Halsschmuck 2009, Siliconkautschuk



„Milch“, Halsschmuck 2006, Plastik-Milchschlauch



„Deckel-Brosche“ 2009, Siliconkautschuk






„Handfalten“, Brosche 2004, Latex


„Fußfalten“, Brosche 2005, Latex



„Handfalten“, Brosche 2005, Latex


Körperfalten Broschen

Die Transformation einer Hülle in eine körperhafte Form und die Wirkung des Surrogats beschäftigen Esther Bott.

Sie spürt den Formen des menschlichen Körpers nach, um unübliche Körperdetails, Körperfalten und individuelle Besonderheiten der ästhetischen Wahrnehmung neu anzubieten. Die gewählten Körperpartien werden durch den Ausschnitt und die Materialeigenschaften des Latex sich selbst entfremdet. Es entstehen selbständige, schwer zu definierende Häute und Körper, die durch die absurd gewählte Farbigkeit in ihrer Rätselhaftigkeit gesteigert werden und einen neuen Begriff von „schön“ zur Diskussion stellen.


Dr. Sabine Runde, Kuratorin, Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt/Main