Transformation des Alltäglichen
Die FORM ist es, von der Esther Bott ausgeht. Es handelt sich um Formen aus unserem Alltag, aus unserem alltäglichen Gebrauch. Diese Formen durchlaufen in unterschiedlichster Ausprägung einen Transformationsprozess. Sie finden sich in neuen Konstellationen zusammen, erfahren eine neue Materialität (Silikon, Latex) und werden sogar in einigen Fällen einem neuen Gebrauch zugeführt.
Die FARBE übernimmt in diesem Transformationsprozess einen wesentlichen Anteil. Sie entfremdet, sie konkurriert spannungsreich mit der Form, sie bereitet dem Betrachter aufgrund der heiteren Farbpalette vergnügliche Irritationen. Reihungen und Faltungen sind charakteristische Merkmale Ihrer Arbeiten - Ordnung und Klarheit sind ihre Leitprinzipien.
Doch um welche Formen handelt es sich? Manchmal können wir die Formen sofort zuordnen, in anderen Fällen erschließen sie sich erst auf den zweiten oder gar dritten Blick.
Die Künstlerin wählt nicht beliebig aus. Es sind hier keine naturgegebenen Formen. Es sind u.a. Verpackungen, die Esther Bott als Ausgangsthese ihrer Arbeiten verwendet. Diesen Verpackungen wohnen Kreativität, Produktivität und Einfallsreichtum bereits geleisteten ästhetischen Schaffens inne. Das ist es, was Esther Bott reizt und zu ihren Transformationen inspiriert. Wir essen eine Praline, die uns wohl behütet in einer Form zum Verzehr präsentiert wird. Doch was bleibt? Eine leere Hülle.
Wir nehmen die Ästhetik im ökonomischen Prozess nur noch als Kaufanreiz - als ästhetisches Versprechen auf ein Produkt wahr. Das Ästhetische hat sich in den Dienst der Ökonomie gestellt und wird bedeutungslos. Esther Bott greift nun zu dieser bedeutungslos gewordenen Form und entzieht sie der ökonomi- schen Banalität und gibt der ihr innewohnenden menschlichen Kreativität und Energie wieder Bedeutung.
Sie leistet damit ihren ganz eigenen Beitrag zur Kritik der Warenästhetik.
Andrea Felde, Kunstpädagogin